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Alexander Lindner

Lesen, was der Text verschweigt

Von der Leerstelle zur Unbestimmtheitserfahrung

Füllen Leser beim Lesen literarischer Texte wirklich „Leerstellen" aus? Unbestimmtheit, Aussparungen und Irritationen begleiten zweifelsohne jeden Lektüreprozess, doch bringt die weit verbreitete Annahme, dass literarische Texte Leerstellen enthalten, einige Probleme mit sich. In diesem Buch wird ein Modell vorgestellt, das nicht mehr von Leerstellen in Texten ausgeht, sondern von Unbestimmtheitserfahrungen mit Texten - also von Leseerfahrungen, die bei jedem Leser individuell, aber nicht beliebig ausfallen können.

Diese Erkenntnis hat Folgen für die Literaturdidaktik: Hier spielt Unbestimmtheit bei der literaturtheoretischen Legitimierung handlungs- und produktionsorientierter Unterrichtsverfahren eine wichtige Rolle. Deren Wirksamkeit im Hinblick auf Textverstehensprozesse wird im didaktischen Diskurs aber manchmal in Frage gestellt.

Anhand von Praxisbeispielen aus dem Literaturunterricht erörtert die Studie, wie produktive Aufgabenstellungen aussehen müssen, damit sie in der Lage sind, literarisches Verstehen tatsächlich zu fördern. Es zeigt sich nämlich, dass Unbestimmtheit ein geeignetes Kriterium sein kann, um handlungs- und produktionsorientierte Aufgabenstellungen qualitativ zu bewerten. Hierfür wird ein Analysemodell vorgestellt, das Lehrerinnen und Lehrern hilft, sinnvolle Aufgaben zu identifizieren oder selbst zu entwickeln.
Vorwort

1 Einleitung

2 Die Geschichte der Leerstellentheorie
2.1 Von der Antike bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts
2.2 Die phänomenologische Perspektive: Roman
2.3 Die rezeptionsästhetische Perspektive: Wolfgang Isers Leerstellen
2.4 Die strukturalistische Perspektive: Michael Titzmanns
2.5 Die semiotische Perspektive: Umberto Ecos offenes Kunstwerk
2.6 Ausblick auf eine postmoderne Perspektive: Der Text als Leerstelle?

3 Von der Leerstelle zur Unbestimmtheitserfahrung - Zur Neudefinition eines Begriffs
3.1 Sprachtheoretische Prämissen: Der Text als ein System von Werten
3.2 Es gibt keine Leerstellen im Text
3.3 Unbestimmtheit als poetische Erfahrung


4 Mit Unbestimmtheitserfahrung umgehen
4.1 Sechs Rezeptionsmodi für den Umgang mit Unbestimmtheitserfahrungen
4.2 Exemplarische Anwendung der Rezeptionsmodi: Eine Lektüre von Ulla Hahns Gedicht Nach Jahr und Tag
4.3 Der Umgang mit Unbestimmtheitserfahrungen als ein Aspekt literarischen Lernens


5 Die Funktion der Unbestimmtheitserfahrung für das literarische verstehen bei handlungs- und produktionsorientierten Lernaufgaben
5.1 Ein Modell für die Analyse der Qualität handlungs- und produktionsorientierter Lernaufgaben im Hinblick auf das literarische Verstehen
5.2 Die Funktion der Rezeptionsmodi für die Bewertung der Aufgabenqualität
5.3 Exemplarische Analysen von handlungs- und produktionsorientierten Lernaufgaben

6 Ergebnisse und Konsequenzen

weitere Infos

Lindner, Alexander (2023). Lesen, was der Text verschweigt - Von der Leerstelle zur Unbestimmtheitserfahrung. Bielefeld: Schneider bei wbv Publikation. ISBN 978-3-7639-7660-7

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Bibliografische Angaben

  • Auflage: 1
  • Erscheinungsdatum: 27.11.2023
  • Umfang: 259 Seiten
  • Artikelnr: I76607
  • ISBN E-Book (PDF): 9783763976607
  • Imprint: Schneider bei wbv
  • Sprache: Deutsch

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