Seit März 2024 steht blind-sehbehindert barrierefrei und in Teilen im Open Access zur Verfügung. Herausgeber der Fachzeitschrift, die 1881 gegründet wurde, ist der Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik e. V. (VBS). Die Umstellung von der klassischen Print-Zeitschrift zum barrierefreien Journal wurde von wbv Publikation begleitet und umgesetzt.
wbv Publikation hat mit Frau Dr.in Sabine Lauber-Pohle (Schriftleitung blind-sehbehindert) über die Entscheidung für barrierefreies Publizieren gesprochen, über ihre Erfahrungen mit dem Umstellungsprozess – und über die Möglichkeiten, die das neue barrierefreie Format bietet.
blind-sehbehindert erscheint seit einigen Wochen barrierefrei, die zweite Ausgabe 2024 ist erschienen. Wie kommt das neue Format bei Ihren Mitgliedern an?
Die Rückmeldungen zur blind-sehbehindert im neuen Format – digital und barrierefrei sowie weiterhin in Print – sind durchweg positiv. Der Vorstand des VBS und die Redaktion der blind-sehbehindert sind sehr froh, dass wir den Publikationsstandard, den wir uns allgemein wünschen, nun auch endlich selbst umsetzen können.
Was ist – Ihrer Meinung nach - das wichtigste Feature für eine barrierefreie Zeitschrift?
Zunächst einmal überhaupt den Zugang zum Text auf möglichst vielfältige Weise zu eröffnen, z. B. durch Screenreader und Braillezeile. Den Nutzenden ist auch barrierefreie Navigation im Heft sehr wichtig, die das Ansteuern der einzelnen Texte und Überschriften ermöglicht. Die verbesserte Zugänglichkeit entsteht auch durch die Alternativtexte, die die Abbildungen in Texte fassen und somit die selbstständige Erfassung des Artikels erst vollständig ermöglichen.
Welche Erwartungen haben Sie an die digitale und barrierefreie blind-sehbehindert?
Wir hoffen, dass durch die neuen zusätzlichen Formate eine größere Zielgruppe erreicht werden kann und die Nutzung der blind-sehbehindert für alle Interessierten ermöglicht wird. Durch die Möglichkeit nun barrierefrei, digital und zum Teil auch Open Access veröffentlichen zu können, bieten sich vielfältige Chancen, die Inhalte sowohl für die Wissenschaft und die Praxis der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik und der benachbarten Felder als auch für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung zugänglich zu machen.
Was gefällt Ihnen persönlich am besten in dem neuen Auftritt?
Dass wir unser Ziel, einen digitalen, barrierefreien Zugang zu schaffen, erreicht haben, ohne die Identität der Zeitschrift zu verlieren, und gleichzeitig die Bedarfe der Forschung in Bezug auf Open Access und Auffindbarkeit bedienen können. Das Team von wbv Publikation hat sehr gute Arbeit bei der Adaption der Zeitschrift geleistet. Herzlichen Dank dafür!
Zeitschrift blind-sehbehindert
Dr.in Sabine Lauber-Pohle ist seit 2023 Schriftleiterin der blind-sehbehindert. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit im Rahmen der Zeitschrift sind der Transfer zu wbv Publikation sowie die Begleitung der wissenschaftlichen und fachlichen Texte im Peer-Review-Verfahren. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Philipps-Universität Marburg, Arbeitsbereich Erwachsenenbildung, leitet sie die Kooperationsstelle zwischen der Deutschen Blindenstudienanstalt Marburg e. V. (blista) und dem Institut für Erziehungswissenschaft. Sie forscht und arbeitet zur Ausbildung der Fachkräfte für Rehabilitation sowie Rehabilitation bei Blindheit und Sehbehinderung im Alter.
Infos zur Zeitschrift blind-sehbehindert, born accessible publishing und Barrierefreiheit
Als Zeitschrift für das Blinden- und Sehbehindertenbildungswesen legt blind-sehbehindert ihren Fokus auf die Herausforderungen im Rahmen inklusiver Gesellschaftsentwicklung. Das Thema spielt auf der inhaltlichen Ebene eine ebenso große Rolle wie bei der Publikationsform. Durch ihre Barrierefreiheit unterstützt die Zeitschrift das Prinzip „born accessible publishing“ bei wissenschaftlichen Publikationen. „Born accessible publishing“ steht für eine Gestaltung und Entwicklung digitaler Inhalte und Veröffentlichungen, die von Anfang an allen Menschen, einschließlich Menschen mit Behinderungen, einen freien Zugang ermöglicht. Das bedeutet unter anderem, dass digitale Bücher, Artikel, Websites und andere Veröffentlichungen so gestaltet sind, dass sie den Anforderungen und Bedürfnissen von Menschen mit verschiedenen Behinderungen gerecht werden.
Barrierefreiheit bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der gesamte Text in der digitalen Version durchsuch- sowie maschinen- und vorlesbar ist. Bilder, Grafiken und Tabellen sind mit Alternativtexten hinterlegt, sodass die wesentlichen Inhalte auch für Leser:innen mit einer Seh- und Lesebehinderung selbstständig erreichbar sind.
Die Zeitschrift blind-sehbehindert ist die Fachzeitschrift für das Blinden- und Sehbehindertenbildungswesen im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz und weitere Länder) und erscheint viermal jährlich. Sie ist die Nachfolgerin der „Zeitschrift für das Blinden- und Sehbehindertenbildungswesen - Der Blindenfreund“, die wiederum aus der Zeitschrift „Der Blindenfreund“ hervorgegangen ist, die 1881 vom königlichen Schulrat Wilhelm Mecker (Düren) gegründet wurde. Herausgeber der Zeitschrift ist der Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik e. V. (VBS) . Der VBS ist ein Fachverband für alle Berufsgruppen, die im Blinden- und Sehbehindertenbildungswesen tätig sind, insbesondere an Schulen und Hochschulen, in Internaten, therapeutischen Einrichtungen oder Berufsbildungs- und Berufsförderungswerken.
Themen der Ausgabe 2/2024 sind Digitalität und Kommunikation, mit Beiträgen zum Lesen mit Sprachausgabe, zu autonomem, digital gestützten Fahren und zu neuen Formen der Kommunikationsunterstützung.